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Biografie von Legionärin Ginevra





Schuld und Sühne



Wie wiegt man diese Sünde mit Jahren der Untergebenheit auf? Wie viele Schlachten müssen geschlagen werden, bis die Barrikaden des eigenen Geistes endlich fallen? Jeden Tag betrachte ich das Amulett Illios' in meiner Hand, sehe zu, wie sich die Funken des einfallenden Lichts zwischen meinen Fingern sammeln. Ein warmes, tröstliches Leuchten ... doch dann kehrt die Dunkelheit zurück, und mit ihr verschwinden die Magie, die Klarheit, die das Gebet versprach. Jeden Morgen wenn sich die Sonne dieser Welt erbarmt, in jedem Moment, in dem die steifen Hände schmerzen, die sich um das Amulett in einander verschränkt haben. Ich bin nicht jünger geworden und stehe doch ganz am Anfang dieses neuen Pfades der Sühne. Ist Illios deshalb nicht gewillt, mir seinen Segen zu erteilen - oder wiegt das, was einst war, so schwer, dass kein Verzicht, keine Hingabe mich je reinwaschen wird?


Der Mann sackt in sich zusammen, rutscht die Wand entlang auf den Boden, wo er regungslos liegen bleibt. Die Hand am Schwertgriff zittert, greift dann nach der todbringenden Waffe, die langsam aus der Seite des Opfers gleitet. Im Krieg ist alles erlaubt, nicht wahr? Weswegen kann sie ihm dann nicht ins Gesicht sehen, hält den überraschten Ausdruck darauf nicht aus, als sie seinen Schopf packt, um den Beweis zu besorgen?



Von ganz unten

Heute mag es überraschen, dass Ginevra einst kein guter, aufrichtiger Mensch war. Eine frühe Heirat mit einem goldgierigen und listigen Aristokraten verstärkte ihre Disposition zu Intrigen, Lügen und auch die eine oder andere handfeste Auseinandersetzung. Die zwei waren Gift für einander und doch ein "Traumpaar", allerdings direkt aus einem Albtraum entsprungen - und ihre Machenschaften gingen erstaunlich lange gut. Ginevra mit ihrer kriegerischen Ausbildung hat sich nicht selten selbst die Hände schmutzig gemacht und kein Problem darin gesehen ... bis sie eines Tages, unbeabsichtigt, einen eigentlich unschuldigen Mann umbrachte. Selbstzweifel und Schuldgefühle waren auch ihr nicht fremd, und letztlich führte dieses "Versehen" dazu, dass ihr Mann gehängt und sie selbst - aus Gründen, die sie bis heute nicht erfahren hat - anstelle des Todes abkommandiert wurde, um die Grenze als Fusssoldatin zu schützen und dort aufgrund vieler Scharmützel, womöglich ein frühzeitiges Ableben zu finden. Ihre Kinder wurden ihr genommen, und wo sie sich nie als liebende und fürsorglichste Mutter sah, traf sie von allen Konsequenzen diese eine beinahe noch mehr als der Tod ihres Ehegatten.

Ginevra schlug sich überraschend lange durch, war zäher, als man es von der verwöhnten "Aristokratendame" erwartet hätte. Für solides Training blieb weder Zeit, noch sah man die Notwendigkeit, so dass sie ihren improvisierten Kampfstil, bevorzugt mit Langschwert und Schild, mehrheitlich selbst aneignete und bis heute einige Fehler ausbügelt, aber auch einige überraschende und unkonventionelle Manöver beherrscht, die nicht immer als fair gelten würde. Sie war ganz unten, jeder wusste über ihre Machenschaften Bescheid und liess es sie spüren ... doch das Blatt schien sich zum Besseren zu wenden, denn sie hatte überlebt und tat es auch weiterhin. Bis eines Tages ein neuer Gegner über die Kompanie herfiel.

Je mehr der Männer sie erschlug, desto mehr schienen sich auch wieder zu erheben, getrieben von einer dunklen Aura, die sich in ihren Augen widerspiegelte - seelenlos, furchtlos und nie ermüdend. Im Getümmel hörte sie das Horn, spürte mehr, als sie zwischen Blut und Dreck sah, wie die Reiter - Ritter und einige Paladine - im Galopp an ihr vorbei zogen. Irgendwo am Himmelszelt erklang ein Donner, dem Schwingenschlag eines mächtigen Vogels gleich, doch anstatt Regen flutete Licht das Schlachtfeld, so weiss und rein, dass sie nichts mehr sah. Als sie die Augen öffnete, stand ein Bote Illios' - damals wusste sie dies nicht - neben ihr, beide Hände nur wenige Finger breit über ihrem recht ordinären Langschwert. An diesem Tag segnete der Engel das Schwert, das sie bis heute trägt und ihm einem Namen gab - Silberfang. Seite an Seite mit den Streitern des Lichts kämpfte Ginevra weiter, um ihr eigenes Leben bedacht, bis sie von einem Hieb niedergestreckt wurde und das Ende eines unbedeutenden Daseins kommen sah.

Doch noch war der Tag nicht gekommen. Schwer verwundet hatte Ginevra als eine der wenigen eher schlecht gerüsteten und überraschten Krieger der Kompanie überlebt und wurde von den Streitern des Lichts unter Gewahrsam genommen, um nach der Genesung befragt zu werden. Schlussendlich würden auch sie es sein, die über ihr weiteres Schicksal bestimmten. Wäre nicht das stählerne Schwert gewesen, das nun einen silbernen Lichtschimmer aufwies, weitaus leichter wirkte und beim Anheben wie in Vorfreude erbebte, sie hätte das Erlebnis als Traum abgetan und schlicht versucht, irgendwie aus dem Lager zu entkommen - entweder durch Flucht oder geschickte Ausreden. Die Genesung dauerte jedoch lange, und mit ihr kamen auch die nagenden Gedanken. Und je länger sie blieb, je widerspenstiger sie sein wollte, desto mehr war sie doch vor allem einer der Paladine zugetan, der Kriegerin, die sie eigenhändig in das Lager schleppte. Da sich die Kompanie zerstreut hat, gab es keine Rückkehr in ihren Gefangenendienst, und so wurde sie vor die Wahl gestellt: Überleben und Kämpfen oder Exil im Alleingang und der voraussichtliche Tod in diesen nun verseuchten Landen. Es würde lange dauern, bis sie ihren Schwur aufnahm, erst als der Segen über Silberfang sehr blass geworden ist. Doch dieses Symbol war der Anbeginn, und seither ist ihr kein weiterer Bote begegnet - doch Ginevra glaubt an ein Wiedersehen, an eine Schlacht, in der sie wieder Seite an Seite und mit den nun richtigen Überzeugungen kämpfen können.




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